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US-Zentralbank: Zinssenkung in schwierigem Umfeld

Dezember 2025

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  • Die US-Zentralbank Fed hat den Leitzins trotz weiterhin zu hoher Inflationsraten wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte gesenkt.
  • Mit einem neuen Vorsitzenden ab Mai 2026 dürfte die Fed ihren Lockerungskurs fortsetzen.

Für die amerikanische Zentralbank Federal Reserve fand die Dezember-Zinsentscheidung in einem aussergewöhnlichen Umfeld statt. Die Inflationsrate ist mit rund 3% noch deutlich zu hoch. Aufgrund des – inzwischen beendeten – Regierungs-Shutdowns war die Verfügbarkeit der für die geldpolitische Lageeinschätzung wichtigen volkswirtschaftlichen Daten noch immer eingeschränkt. So fehlen zum Beispiel noch die Arbeitsmarktdaten für den Monat Oktober. Insgesamt liefern die verfügbaren Nachrichten vom Arbeitsmarkt jedoch ein gemischtes Bild. Schon bei der letzten Fed-Sitzung Ende Oktober waren sich die Mitglieder des Zentralbankrates uneinig über den angemessenen geldpolitischen Kurs. Zudem befindet sich die amerikanische Zentralbank Fed in einem personellen Umbruch. Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, ist planmässig nur noch bis Mai 2026 im Amt. US-Präsident Donald Trump hat sich nach eigener Aussage bereits für einen Nachfolger entschieden – sehr wahrscheinlich wird es der Trump-Vertraute Kevin Hassett. Unabhängig von dieser Personalie bleibt der politische Druck auf die Fed hoch.

In diesem komplizierten Umfeld lag die Markterwartung für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte bei knapp 90% – und die Fed hat entsprechend gehandelt. Der Leitzins sinkt von 3,75-4,00% auf 3,50-3,75%. Zudem wird die Fed kurzfristige Treasuries kaufen, um die Geldmarktsätze im Zielkorridor zu halten.

Die Fed begründet die Zinssenkung mit den inzwischen gestiegenen Risiken für den Arbeitsmarkt. Die Inflation sei vor allem wegen der Zollpolitik deutlich erhöht. Ohne die Zölle läge die Inflationsrate laut Jerome Powell nur etwas oberhalb von 2%. Da die Zölle nach Aussage der Fed eine einmalige Verschiebung des Preisniveaus nach oben verursachen, werde sich die Inflationsrate im Zeitablauf wieder abschwächen. Deshalb sei die Gefahr für den Arbeitsmarkt derzeit grösser als für die Inflationsrate. Die neuen gesamtwirtschaftlichen Projektionen zeigen tatsächlich, dass die Fed für das kommende Jahr einen deutlichen Rückgang der Inflation erwartet, für die sogenannte PCE-Inflation von 2,9% auf 2,4% Ende nächsten Jahres. Die Fed hat ihre BIP-Projektion für 2026 überraschend stark auf 2,3% angehoben (bisher 1,8%). Jerome Powell begründete diesen Wachstumsoptimismus auf Nachfrage mit robusten Konsumausgaben, hohen Investitionen in den KI-Sektor und höherer Produktivität. Der Wachstumsoptimismus steht in einem gewissen Widerspruch zu den Sorgen um den Arbeitsmarkt.    

Die Entscheidung für den Zinsschritt fiel nicht einstimmig: Zwei Mitglieder stimmten für eine Beibehaltung des bisherigen Zinses, ein Mitglied votierte für eine grössere Zinssenkung um 50 Basispunkte.

Ausblick 2026

Im kommenden Jahr dürfte die amerikanische Zentralbank ihren Zinssenkungskurs fortsetzen. Wenn Kevin Hassett neuer Fed-Vorsitzender wird, was mehr als wahrscheinlich ist, spricht viel für eine weitere geldpolitische Lockerung. Hassett gilt nicht nur als Trump-Loyalist, er wünscht sich auch hohe Aktienbewertungen und robuste Kapitalmärkte. Er sieht hohe Produktivitätsgewinne durch die KI-Revolution, wodurch der Preisauftrieb gedämpft würde. Nach der heutigen Zinssenkung könnten im Jahr 2026 noch zwei bis drei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte folgen. Nach jetzigem Stand der Dinge ist allerdings im ersten Quartal zunächst eine Zinspause wahrscheinlich.

Die nächste Zinsentscheidung der Fed ist für den 28. Januar 2026 terminiert.

Inflation USA

Quelle: Macrobond.